Guarani

Von über 90% der (überwiegend mestizischen) Bevölkerung Paraguays - also mehr als 4 Mio. Menschen - wird Guarani gesprochen und darüber hinaus in einigen Regionen Argentiniens, Brasiliens und Boliviens. Es ist also zusammen mit Quechua die wichtigste indianische Sprache "Latein"-Amerikas. Das heißt allerdings nicht, daß die Mehrzahl der Paraguayer "Indios" wären: erstaunlich ist gerade die einzigartige historische Entwicklung, die dazu geführt hat, daß sich auch die nicht-indianische Bevölkerungsmehrheit auf dem Land, im wesentlichen die campesinos, ein indianisches Idiom als Umgangssprache bewahrt hat - und zwar trotz der geringen Förderung, die diese mestizische Guarani-Kultur von öffentlicher Seite (Erziehungswesen, Medien etc.) erfährt.

Dem Romanisten eröffnen Grundkenntnisse des Guarani den Zugang zur traditionellen Kultur des südamerikanischen Tieflandes von Guyana bis Argentinien. Die Beschäftigung mit Sprache und Literatur des La-Plata-Raumes ist ohne Berücksichtigung des Guarani-Substrates kaum denkbar. Von 1990 bis 1994 wurden daher im Rahmen eines DFG-Projekts und durch den Interdisziplinären Arbeitskreis Lateinamerika am Romanischen Seminar Guarani-Kurse finanziert und durchgeführt.